Meine nächsten Termine
- 19.07.2024: Vorstellung des neuen Seminarprogramms ZWW Uni Mainz
- 22.07.2024: RC Camberg-Idstein, „Unter der Glückshaube“
- 30.07.2024: Augustinum Königstein, „Unter der Glückshaube“
Blog 129/Sept. 2016
Guten Tag,
ich hatte das Glück, in Bonn Anfang der 70er Jahre am Seminar für politische Wissenschaft unter die Fittiche von Prof. K.D. Bracher zu kommen. Ich schrieb bei ihm dann meine Magisterarbeit und später meine Promotion und er unterstützte uns, ein Team von Nachwuchsforschern, bei einer DfG Förderung zur Gründung einer „Studiengrupppe Partizipationsforschung“. Ich fand ihn ungemein klug und sehr sympathisch.
Als ich ihn vor einigen Jahren zuletzt traf, das war in Kassel, war er ganz begeistert vom dortigen Tapetenmuseum und riet mir dringend, mich dort sofort Read more →
Blog 128/September 2016
Guten Tag,
Kaiser Franz-Josef verhinderte, dass der gewählte Bürgermeister sein Amt antrat. Als der, über drei Jahrzehnte später, da war er 90, aufgefordert wurde, in seiner von den Achsenmächten überfallenen Heimatstadt das Bürgermeisteramt wieder auszuüben, hängte sich Ivan Hribar die Read more →
Blog 127
Guten Tag,
In das Nachdenken über Menschheitsglück ist Ernüchterung gezogen: die ganz großen Würfe führten blutig in die Irre. Damit ist die Sehnsucht aber nicht erloschen; im Gegenteil befördert subjektive Verunsicherung, wie wir sie gerade hierzulande erleben, solche Wünsche. Da kann man nur hoffen, dass die Rattenfänger, die prompt ihre Flöten zücken, unerhört bleiben. Was wir brauchen, das sind kleine pragmatische Schritte. Im 2014 als Taschenbuch erschienen Romas „Judas“ von Amos Oz findet sich die Geschichte einer pragmatischen Traum-Realisierung:
Amos Oz lässt in seinem Judas-Roman einen seiner drei Hauptfiguren, den alten Gerschom Wald, die Geschichte von Kreuzfahrern erzählen, die aus der Gegend von Avignon zur Mitte des 11. Jahrhundert gen Jerusalem aufbrachen, „eine Stadt wie keine andere auf der Welt, eine Stadt, in der es nichts Böses und Read more →
Blog 126
Guten Tag
Unser Zeitungsausträger sagt Tschüss
Vor einigen Tagen fand ich einen Zettel im Briefkasten: mein Zeitungsausträger – er heißt Ludwig Schlee- hat sich verabschiedet.
Er müsse leider seine Tätigkeit als Zeitungsausträger schweren Herzens nach über 20 Jahren im Alter von nun 82 Jahren aufgeben. Nach sechs Monaten krankheitsbedingter Auszeit habe es nochmal versucht,
„doch meine Knochen machen nicht mehr mit, meine Beine tragen mich nicht mehr über solch eine Strecke, meine Arme können den Zeitungswagen nicht mehr ziehen, mein Körper hat die Kraft nicht mehr…Es war meine Leidenschaft, die mich so lange durchhalten ließ.“
Besser lässt sich die Lust an einer zweiten Karriere nicht in Worte fassen. Ich habe ihn daraufhin besucht. Er schilderte nochmals, wie er an den Job kam, was ihm dieser bedeutete und wie schwer ihm das Aufhören gefallen sei. Beim letzten Punkt schluckte er, seine Stimme wurde brüchig und er hatte Tränen in den Augen.
Das ist verständlich. Denn das zweite Aufhören, ob nun aus bezahlter oder unbezahlter Arbeit, fällt besonders schwer, wie mir von verschiedenen Gesprächspartnern versichert wurde. Denn dieses Mal ist der Abschied endgültig. Deswegen, sagt beispielsweise Ulla Mailänder, hauptamtliche Leiterin der Tübinger Begegnungsstätte für Ältere „Hirsch“ , sei es so wichtig, dass dieser Abschied besonders aufmerksam und liebevoll gestaltet wird.
Aufmerksam? Liebevoll? Hierzu können Unternehmen von zivilgesellschaftlichen und kirchlichen Organisationen eher lernen als umgekehrt. So auch in diesem Fall. Als der Zeitungsausträger nach zwanzig Jahren erkrankte und das Austragen unterbrechen musste, wurde seine Bitte, ihm in dieser Zeit doch ein Exemplar der Zeitung zu überlassen, abgelehnt. Heute, nach seinem endgültigen Ausscheiden, muss er sich seine Heimatzeitung, die Mainzer Allgemeine, die er so viele Jahre verlässlich austrug, kaufen. Wäre nicht ein Freiabo für, sagen wir, ein Jahr eine naheliegende Dankesgeste gewesen?
Kleiner Trost: Ein Leser mit Beziehungen zur Lokalredaktion ging der Brief des alten Zeitungsausträgers zu Herzen. So gab es dann wenigstens noch einen Abschiedsartikel.
Leseprobe:
Eine beispielhafte Zweit-Karriere
Neulich, es ist nun schon drei Jahre her, traf ich unseren Zeitungsausträger. Erstmals, denn wer ist normalerweise schon um halb sechs an seinem Briefkasten? Für ihn war es an jenem Tag spät. Heute sei es eine Ausnahme, sagte der Mann, als er mit einer Art Bollerwagen die Straße heraufkam. Er sprach gleich von seinen 79 Jahren, und erzählte, wie er zu seiner 2. Karriere gekommen ist, die ihn so offensichtlich jung und behänd hält. Er sei gelernter und gegautschter Buchdrucker gewesen, hatte also einen ehedem hoch angesehenen Beruf im Druckgewerbe ausgeübt, den der technische Wandel voll traf. Ihm wurde ein Abschied mit goldenem Handschlag angeboten, als er 58 war. Er nahm an. Aber was dann? Er habe seiner Frau aus der Zeitung vorgelesen. Da habe seine Frau gesagt: „Ich lese die Zeitung seit mehr als 40 Jahren allein. Das gedenke ich auch in Zukunft zu tun.“ Also hatte sich der Ehemann gesagt: „Ich muss was tun, sonst verbeule ich nur das Sofa vorm Fernseher und verzanke mich mit meiner Frau.“ Und er wurde Zeitungsausträger. Er bereue, sagt er, seine Entscheidung keinen Tag. Wenn er 80 werde, wolle er aber nur noch „Springer“ sein.
Unlängst –auch schon wieder ein Jahr her- war wieder so eine Morgensituation. „Sie wollten doch nach 80 nur noch Springer sein?“, fragte ich. Er antwortete, während der Regen uns in den Hals rann, er habe beschlossen, seinen Job fortzusetzen, solange es gehe.“ „Aber bei dem Wetter?“, wendete ich ein. Er lächelte mich kurz an: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur unpassende Kleidung“.
Der Zeitungsausträger gehört zu jenen, die sich die Frage „Was nun?“ erst stellten, als sie unumgänglich war. Er merkte nach seinem Ausscheiden aus dem Job: so geht es mit mir nicht gut weiter. Er hat sich dann gegen den Nur-Ruhestand und zugunsten einer bezahlten Teilzeit-Tätigkeit entschieden. Er hat eine zweite Karriere gemacht und so seine Antwort auf die Frage „Was nun?“ gefunden.
Aus: Henning von Vieregge, Neustart mit 60, Anstiftung zum dynamischen Ruhestand, Wiesbaden 2016, Verlag Neue Ufer S.20 f
Blog 125/ August 2016
Guten Tag,
„Interessenvertretung ist ein Ausdruck unserer Demokratie. Ohne organisierten Lobbyismus bricht sie zusammen. Überall, wo die zivilgesellschaftlichen Strukturen nicht gut ausgebaut sind, entstehen Probleme. Wir müssen endlich aufhören, uns wegzuducken, uns zu verstecken. Beim Deutschen Kulturrat gibt es überhaupt nichts Geheimes“.
Das ganze Interview (Quelle: Verbändereport Nr. 5/2016)
„2016,5 VR Interview Zimmermann
Mit freundlichen Grüßen
Henning v. Vieregge
Blog 124/ Juli 2016
Guten Tag,
Treffpunkt Rothe Kelle
Das kleine Rothen, gelegen im Sternberger Land in Mecklenburg zwischen Schwerin und Güstrow, ist besonders reich. Jedenfalls dann, wenn man das Sozialkapital bewertet. Sozialkapital bildet sich durch Kenntnis voneinander. Dadurch entsteht Vertrauen und Vertrauen schafft Bindung. Wenn man sich aber aufeinander verlassen kann, geht Vieles im Zusammenleben einfacher. Jeder gibt sich dann mehr Mühe. Diese guten Beziehungen zueinander sind also ein geldwerter Vorteil. Eben Sozialkapital.
Und so erlebe ich Rothen.
Read more →