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Myanmar: Nichts wie hin

03 Apr
3. April 2016

Blog 118/ April 2016

Myanmar-3-15-522

Guten Tag,

Myanmar-nichts wie hin- warum eigentlich?   Das Land steht nach den ersten freien Wahlen seit 25 Jahren, die erwartungsgemäß mit einem überragenden Sieg der „Lady“, Friedensnobelpreisträgerin Aung Sang Suu Kyi, endeten, auf dem Sprung in die Moderne. Die Sanktionen des Westens, die letztlich das autoritäre Regime wie früher auch anderswo (Griechenland, Chile, Südafrika) in die Knie zwang, sind nun aufgehoben, das alte Regime hatte vor einigen Jahren einen Übergangsplan vorgelegt, an den es sich zum Erstaunen vieler Beobachter  gehalten hat: der letzte Militär-Präsident hat an einen zivilen Präsidenten übergeben, den ersten seit mehr als 50 Jahren.

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Loring Sittler: „Wir sind das Kompetenzzentrum für die Alten“

21 Mrz
21. März 2016

Blog 117  März 2016

Guten Tag,

was sind die Schlüsselfragen des Alterns? Loring Sittler, einer der Leiter des Generali Zukunftsfonds, kennt sie. Aktive, und wenn es sein muss, auch streitbare Meinungsvertretung auf dem Fundament solider empirischer Forschung zeichnet den Generali Zukunftsfonds aus. Für den Verbändereport habe ich mich mit Loring Sittler unterhalten.

Mit herzlichen Grüßen

Henning v. Vieregge

 

2016 VR Sittler

Offene Gesellschaft und Ausgrenzung: Störfall AfD

13 Mrz
13. März 2016

Blog 116/ März 2016

Guten Tag,

 warum tun  sich die Repräsentanten der anderen Parteien so schwer mit der Erkenntnis, dass sie es sind, die mit ihrem Handeln den Raum für die neue Partei AfD geschaffen haben? Wenn im Bundestag  (und zeitweilig auch in der medialen Öffentlichkeit) von der Kanzlerin prinzipiell abweichende Meinungen zu zwei sehr wichtigen politischen Themen (Europolitik und Flüchtlinge) nicht mehr artikuliert werden , ist Platz für eine außerparlamentarische Bewegung. Wenn die sich  zur Partei formiert und in die Parlamente will, ist das Erstaunen groß. Dazu besteht aber kein Anlass. Eher zur Selbstkritik.

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Flüchtlinge, eine Chance für die Kirchen?

03 Mrz
3. März 2016

Blog 115/ März 2016

Guten Tag,

ein eindeutiges  „Ja“  auf die Frage, ob Flüchtlinge eine Chance für die Kirchen sind, wäre voreilig.

Im Zeitzeichen 3/2016 habe ich mich mit der Positionierung von Kirche, also mit der Frage nach Führung in der Flüchtlingskrise beschäftigt und eine deutlichere Positionierung eingefordert. Dies lässt sich nicht durch flottere und besser besetzte Öffentlichkeitsarbeit bewerkstelligen. Dies fordert den gesamten Apparat. Noch genauer: Alles, was unter dem Signum christliche Organisation tätig ist, ist Teil des Ganzen. Nötig wäre ein „Collective Impact“ System. Wie fast immer liegt in der Theorie alles vor. Jeder, der will, kann sich das Wissen zu diesem Ansatz zusammengoogeln. Aber vom Wissen zum Handeln ist ein weiter Weg. Er wird nicht viel kürzer, wenn die Kanzlerin allen (und nicht nur den staatlichen ) Organisationen mehr Flexibilität abfordert.

Zeitzeichen-Nr.-3-2016

 

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

 

Die absurde These von der Geronto-Maskulinisierung

09 Feb
9. Februar 2016

Blog 114, Febr. 2016

Guten Tag,

jeder verrennt sich mal. So der Münchner Soziologe Armin Nassehi in einem Essay in der „Welt“ vom 8. 2.2016. Unter dem Titel „Empörte Grauköpfe“ kanzelte der Soziologe ältere Kollegen ab, die zur Flüchtlingsfrage Thesen vertreten, die Nassehi missfallen. (Peter Sloterdijk, Rolf Schneider, Botho Strauß). Und stellt der durch die Flüchtlinge erfolgten „Maskulinisierung“ flugs die „Geronto-Maskulinisierung“ der Intellektuellen entgegen; immerhin ein kreativer Befreiungsschlag aus einer offensichtlichen unangenehmen Debatte. In heutigen Leserbriefen bekommt Nassehi sein verdientes Fett ab: „intellektuell unbefriedigend und sexistisch“ findet Bernhard Winters. Dem schließe ich mich an.

Das Beispiel zeigt, wie schnell ältere Menschen wegen ihres Alters ins Abseits gedrängt werden. Das Alter nicht als Beleg für Weisheit, sondern als Beleg für Dummheit und Schrankenlosigkeit. Dabei taugt das Alter weder  für das eine noch für das andere. Der Philosoph Eduard Spranger hat dazu in einem Rundfunkbeitrag „Altsein als Aufgabe“ 1958  das Treffende gesagt: “ Von denen, die innerlich nicht mehr weiterwachsen, können wir gebührend schweigen; erst recht von denen, die vertrotteln. Reden wir von denen, die noch aufwärts gehen.“

Ich tue dies in meinen Vorträgen: Mit denen reden, die als Ältere etwas bewegen wollen. Die nächsten Vorträge, immer jeweils mit den Freiwilligenagenturen vor Ort verabredet, finden Im März in Saarbrücken und Fulda und im April in Schweinfurt und Beckum statt. (Näheres in der Terminliste).

Anbei ein Zeitungsbericht über den Vortrag im Haus der Stadtgeschichte in Offenbach am 2.2.2016 und die Werbung für den Vortrag in Saarbrücken.

 

2016 Saarbrücken Lesung_Vieregge_Fly2016 16.02.04

 

OP-Artikel_Babyboomer-Vieregge 02.02.16

Mit herzlichen Grüßen

Henning v. Vieregge

Wir werden älter und das ist gut so.

29 Jan
29. Januar 2016

Blog 113/Febr. 2016

Guten Tag,

der Schweizer Soziologe Peter Gross hat in seinem Buch „Wir werden älter. Vielen Dank. Aber wozu?“ einige spannende Thesen zum älter werden entwickelt. Ich greife zwei heraus.

Im Zusammenhang mit der Flüchtlingswelle wird in Deutschland einmal mehr die Polemik gegen die Vergreisung der Gesellschaft aus der Argumentationskiste geholt, um  dagegen dann die Jugendlichkeit der Flüchtlinge zu setzen. Als ob die Jugend der Flüchtlinge ein Wert an sich ist. Gross: „Die Altersgesellschaft ist weder Albtraum noch evolutionäre Sackgasse, sondern das in langen Auseinandersetzungen erkämpfte Ergebnis einer freiheitlich offenen Gesellschaft.“ Die Altersgesellschaften wie Deutschland, Österreich, Schweiz, Japan seien „keineswegs die Schlusslichter der Weltzivilisation, sondern Weltmarktführer der Mäßigung.

Man muss sicher acht geben, dass auf die übertrieben euphorische nun nicht eine übertrieben pessimistische Debatte über die Chancen der Integration der Flüchtlinge geführt wird. Das konsequent nicht-defizitäre , sondern auf die Gewinnmöglichkeiten ausgerichtete Nachdenken öffnet Chancenfenster. Man muss sich aber auch fragen, was für unser Leben essentiell ist und keineswegs preisgegeben werden darf. Die größte Gefahr liegt in krampfhafter Beschönigung durch Faktenmissachtung und vorwegnehmender Selbstzensur.

Der Hinweis von Peter Gross auf den zivilisatorischen Wert des demografischen Wandels ist wertvoll. Er kann davor schützen, dass aus politischer Opportunität wieder das Überalterungsgeschrei angestellt wird. Vielleicht liegt der Sinn des langen Lebens, so meint Gross, und diers ist der zweite Gedanke, den ich zur Diskussion stellen möchte, in der „Beruhigung und Befriedung einer unduldsamen und sich selbst andauernd überfordernden und letztlich sich selbst verzehrenden Gesellschaft“. Das ist ein steiler Gedanke. Er wird offensichtlich von Reimer Gronemeyer, einem deutschen Fachkollegen, geteilt. Er setzt auf eine „schöne Altersmüdigkeit“ und „eine Art kreativer Passivität“ , mit der die Älteren sich der „Gewalt der Positivität“ und der rasenden Zeit entgegenstellen könnten. (Reimer Gronemeyer, „Alt werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann.“)

Gregor Gysi, das will ich nachtragen, wurde in einem TV-Gespräch am 29.1.2016 gefragt, was die Bedingungen eines Politikers aus der ersten Reihe mit einem machten. Er verliert, sagte Gysi sinngemäß, die Fähigkeit des Zuhörens und damit auch die Fähigkeit, den Anderen zu verstehen. Wie das praktisch passiert? Nun : Ein Ministerium lädt zu einem Sachverhalt kundige Menschen ein, um  „im Dialog mit Ihnen zu lernen“. So etwa steht es in dr Einladung und so etwa sagt es der Minister, die Ministerin, die Staatssekretärin, der Staatssekretär in der Einleitungsrede. Kaum ist die vorüber, beginnt ein Rauschen der Bedeutsamkeit. Dieses Mal ist es das Abrauschen, wenige Minuten vorher war es das Anrauschen. Die Politprominenz zieht ab, sorry, man muss schließlich regieren. Die Hohen Beamten im Schlepptau. Sorry, die werden gebraucht. Spätestens zur Mittagspause verschwinden auch die niedrigen Beamten und dann sind die kundigen Bürger unter sich. Die Veranstaltungsagentur sorgt für Fotos und eine Nachbroschüre, in deren Vorwort die Politprominenz unterstreicht, wie wichtig die Konferenz war, um sich über die unterschiedlichen Standpunkte auszutauschen. „Politik zum Anfassen“ eben. Solches Verhalten ist beileibe nicht nur in der Politik vertreten. Die meisten großen Institutionen haben sich zu derart komplexen Gebilden aufgebauscht, dass die Aktiven pausenlos  zwischen den Binnenakteuren zu moderieren und und die reißenden Netze zu flicken haben.

Die störendste Figur in solchem Gehapsel ist ein Mensch mit Zeit und Ideen. Zeit ist schließlich nicht vorhanden und Ideen werden heute nicht gebraucht und morgen auch nicht. Könnten hier die Älteren und Alten in destruktiver Konstruktivität den Sand des Zweifels und des Fragens in das autistisch funktionierende Getriebe schütten? Oder sind wir chancenlos, wie Gronemeyer, Gross und Gysi, die drei skeptischen Gs, es beschreiben?

Loslassen
 

Mit herzlichen Grüßen

Henning v. Vieregge

 

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