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Der Leserbrief : Chance oder Belästigung?

09 Jan
9. Januar 2015

Beitrag 79/ Januar 2015

Guten Tag,

ich hatte auf einen Bericht vom 11.11. 14 einen Leserbrief an die Mainzer Allgemeine Zeitung geschickt und, nachdem ich wochenlang weder Bestätigung noch Abdruck sah, nachgehakt. Darauf schrieb mir der zuständige Journalist nach eigener Einschätzung „etwas patzig“ zurück. Diese Mail lud mich zu einigen grundsätzlichen Gedanken zum Beziehungsverhältnis Journalist-Leserbriefschreiber förmlich ein.

Wie, fragte ich mich, kann man das äußerst gedämpfte Interesse  einer Lokalzeitung an Leserbriefen erklären? Warum verhalten sich Zeitungen in einer Situation, in der sie durch verändertes Medienverhalten ihrer bisherigen und vor allem potentiellen Leser ernsthaft gefährdet sind, dermaßen distanziert und desinteressiert ? Warum nutzen sie nicht die Chance zu besserer Leserbindung? Oder ist das nachfolgend vorgestellte Beispiel nicht examplarisch für Printerzeugnisse, speziell Lokalzeitungen?

 In dem Leserbrief ging es übrigens um einen Vorstoß der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei Papst Franziskus, wonach er die deutschen Bischöfe dazu bringen soll, zur Familienzusammenführung syrischer Christen einen Fonds zu gründen. Da ich mich in der Frage der Familienzusammenführung dieser Gruppe durch den Mainzer Fall Rothe/Baho einigermaßen auskenne, weiß ich, wie schwer sich Ämter mit der entsprechenden Vorschrift tun und habe in dem Leserbrief folglich angeregt, dass die Landespolitikerin sich statt Symbolpolitik zu betreiben sich um die Aufgaben kümmern möge, die in ihrem unmittelbaren Verantwortungsbereich liegen. Mehr  dazu Blog Nr. 77   und Familie-Baho.de

Nachtrag 12.1.: Mein Tübinger Freund Max Steinacher hat mir seine Sammlung von Zeitungsreaktionen auf Leserbriefe zur öffentlichen Dokumentation überlassen. Sie zeigen, wie andere Zeitungen, regionale und überregionale, bei Leserzuschriften verfahren. Im Pressekodex des Presserates findet sich übrigens keine Benimm-Regel von Zeitungsredaktionen gegenüber Lesern bei Nichtberücksichtigung. Im Netz, auch im wikipedia-Beitrag über Leserbriefe, wird das Augenmerk auf Bedeutung und Form des Leserbriefes gelegt.

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Anlage 1

  1. Dezember 2014

Sehr geehrte Damen und Herren, ich hatte Ihnen einen Leserbrief „Malu Dreyer beim Papst“ geschickt. Das ist ca. vier Wochen her. Finden Sie es richtig, noch nicht einmal den Eingang eines Leserbriefs zu bestätigen und wenigsten so zu tun, als interessiere Sie die Meinung Ihrer Leser? Mich beschäftigt – ich war Geschäftsführer des Verbandes der Werbe- und Kommunikationsagenturen GWA- die Krise von Print, insbesondere der Lokalzeitungen. Mit diesem Verhalten vergrößern Sie die Krise. Ich habe den Beitrag mittlerweile auf meine Homepage gestellt www.vonvieregge.de  Das ändert aber nichts an meiner Nachfrage.

 

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

 

Anlage 2

  1. Dezember 2014

 

Sehr geehrter Herr von Vieregge,

 

trotz bevorstehender Weihnachtsfeiertage muss ich Ihnen eine etwas patzige Antwort geben: Angesichts der zahlreichen Leserbriefe, die allwöchentlich bei uns eingehen, hätte ich wahrlich viel zu tun, wenn ich jedem Schreiber den Eingang seines Leserbriefes bestätigte. Tut mir leid: Das ist nicht zu machen. Und eine Absage mit Begründung erst recht nicht.

 

Nichts für ungut, bitte. Frohe Festtage

Jens Frederiksen

 

 

 

Jens Frederiksen
Ressortleiter Feuilleton
Allgemeine Zeitung Erich-Dombrowski-Str. 2
55127 Mainz

Formularbeginn

Frederiksen, Jens

Formularende

 

Anlage 3

  1. Dezember 2014

Lieber Herr Frederiksen,

 

danke für Ihre Mail, die ich weniger patzig als vielmehr erhellend finde.

 

Sie sind überlastet, sagen Sie. Offenbar ist es eine Nebenaufgabe des Feuilletonverantwortlichen, Leserbriefe durchzulesen und zu entscheiden, welche gedruckt werden. Da haben Sie, schreiben Sie, keine Zeit zu einer formalen Rückmeldung, geschweige denn einer inhaltlichen. Sie versuchen gar nicht erst den Eindruck zu erwecken, als ob die Anregungen, die per Leserbrief eingehen, die Redaktion interessieren könnten. Ob diese Zeitung gut beraten ist, sich nicht mit der notwendigen Manpower für die Kommunikation mit ihren Lesern auszustatten, bezweifele ich, zumal sich gute Gegenbeispiele auch in Lokalzeitungen finden lassen: Da kommt grundsätzlich jeder Leserbrief ins Netz, Leserbriefen wird viel Raum im Blatt gegeben und die Redaktion lädt sich Kritiker ein, die ihr den Spiegel vorhalten. Offenbar nicht so in Mainz.

 

Meinen Sie,  Lokalzeitungen sind in der Situation, sich Einbahnkommunikation  weiterhin straflos leisten zu können? Das Monopol, das vielerorts im Pressewesen herrscht, auch in Mainz, besteht ja nur bei denen, die Zeitung lesen. Aber die Menschen haben zunehmend andere Möglichkeiten, sich zu informieren und zu partizipieren. Vor allem Jüngere gehen ins Netz, weil sie zu wenig Nutzen in Print sehen. Die Auflagenverluste kann man getrost dramatisch nennen. Es gibt einige gute Ideen, mit denen die AZ versucht, den Trend in seiner Wucht zu mindern. Kruschel gehört dazu.

 

Nutzen und Bindung, darüber wird diskutiert, nicht nur bei den Printmedien. Bindung geschieht über Aufmerksamkeit, die Relevanz und  Reputation schafft. Nicht nur die Printmedien müssen im Wettbewerb um Aufmerksamkeit bestehen. Pfarrer müssen bei ihren Pflichtaufgaben, Kasualien genannt, besonders aufmerksam und einfallsreich sein, Unternehmen bei Beschwerden von Kunden, Staatsverwaltung bei Anliegen von Bürgern. Und allen passt das nicht selten keineswegs in den Alltagskram und wird als Chance nicht genutzt. Genau wie bei Ihnen die Leserbriefe, eigentlich ideale Steilvorlagen, um beim Nutzer zu punkten.

 

Warum geschieht das Gegenteil, nämlich die Verärgerung des Leserbriefautors? Tun sich möglicherweise Journalisten in ihrer Selbstwahrnehmung als professionelle Kommunikatoren besonders schwer, echte, d.h. Zwei-Wege-Kommunikation zu praktizieren? Leserbriefschreiber sind  unter diesem Blickwinkel notorische Störenfriede, die die Mühen der Profis nicht honorieren wollen. Deswegen muss man sie sich vom Leib halten. Sie sind wie undankbare Kunden, freche Bürger oder Christen, die am unpassenden Tag versterben.

 

Sie, lieber Herr Frederiksen, haben den Fehler gemacht, auf meinen etwas fordernden Ton in der Beschwerdemail hereingefallen zu sein und entgegen Ihrer Auffassung und jenseits Ihrer Ressourcen doch geschrieben zu haben , was Ihnen – das war ja vorhersehbar- nun einen Folgebrief eingebrockt hat. Eine schöne Bescherung!

 

Mit besten Grüßen und guten Wünschen für 2015

 

Henning v. Vieregge

 

 

Anlage 4

  1. Januar 2015

 

Antwort Redaktion AZ an mich  steht aus.

Ich hatte bis 8.1. um Antwort gebeten, andernfalls würde ich den Vorgang auf meine Homepage und damit zur öffentlichen Diskussion stellen

Zwei Geschenke für kluge Köpfe und eine Filmempfehlung

13 Dez
13. Dezember 2014

78/ Dezember 2014 Guten Tag,

Ein Film, ein Buch, ein Hörbuch möchte ich empfehlen.

Der Film „Labyrinth des Schweigens“, ein deutscher Film, ist sehr empfehlenswert für alle , die einen spannend gemachten Film zur Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Nachkriegszeit sehen wollen. Hier geht es um den Auschwitz-Prozess, genauer: um dessen Vorgeschichte. Der Film endet,wenn die beiden Staatsanwälte, die den Prozess vorbereiteten (in Wirklichkeit waren es drei), den Gerichtssaal zum Auftakt des Prozesses betreten. Der hessische Generalstaatsanwalt Bauer, ein Jude, der im Exil überlebt hatte, gespielt vom famosen Burgschauspieler Gert Voss, der kurz danach starb, prägte den Satz, wenn er sein Büro verlasse, betrete er feindliches Terrain. Er war mit seinem Anliegen, die Verbrechen des Dritten Reiches gehörten aufgearbeitet und abgeurteilt, ziemlich allein auf weiter Flur. Der Auschwitzprozess  kam gegen den breiten Widerstand der Richterschaft, des Bundeskriminalamts, der Politik und der Medien zustande. Das ist heute kaum zu verstehen. Aber der Auschwitzprozess war eben eine Wende, so wie es Bauer erhofft hatte.  Bis dahin galt verbreitet: die Schuldigen sind in den Nürnberger Prozessen verurteilt, die Entnazifizierung hat stattgefunden, und nun soll man die Vergangenheit ruhen lassen und einen Schlussstrich ziehen. Ausgangspunkt der Wende  war ein Dossier, das ein Reporter der Frankfurter Rundschau von einem ehemaligen Häftling bekam und in dem die Namen von Auschwitz SS Leuten aufgeführt waren, die Häftlinge, wie es hieß, auf der Flucht erschossen hatten. Die Aufgabe bestand nun darin,  den einzelnen Auschwitztäter als aktiven, aus eigenem Antrieb gehandelt habenden Täter zu überführen. Dazu bedurfte es genauer glaubwürdiger Zeugenaussagen. Ein ungeheuer aufwendiges Verfahren in der Vorbereitung, weil die zuständigen Ämter, wie gesagt, jede Zusammenarbeit verweigerten. Ja, es musste befürchtet werden, dass sie aufgespürte Täter sogar noch warnten. Das Ergebnis war, wie Bauer es vorausgesehen hatte:Auschwitz war nicht länger eine Erfindung der Allierten, die SS-Wachmannschaften nicht länger harmlose Menschen, die nur ihre Pflicht getan hatten, die Geschichte nicht länger bewältigte Vergangenheit. Dafür, folgt man dem Film, opferte Bauer sogar die Möglichkeit, Mengele, der in Argentinien aufgespürt worden war, zu fassen. Die Israelis schnappten sich zur gleicen Zeit auf Tipp von Bauer Adolf Eichmann, der wie Mengele auf der Rattenlinie nach Argentinien entkommen war, und brachten ihn nach Jerusalem zu einem Prozess, bei dem der Holocaust, die Verfolgung und Vernichtung der Juden, Land für Land aufgerollt wurde, übrigens mit dem gleichen Ergebnis wie in Deutschland. Auch in Israel hörte man fortan die Opfer an, nahm deren Leiden, die zuvor  nicht wirklich geglaubt worden waren, fortan ernst und ordnete sie in die israelische Genese ein.

In Deutschland trug der Auschwitzprozess  dazu bei, dass die kleine Kulturrevolution der 68er stattfand. Dass was die Elterngeneration verhindern wollte, brach nun mit Wucht und Ungerechtigkeit auf. Wie im Film bei dem jungen Staatsanwalt, den Bauer mit der Untersuchung beauftragt hatte: Er dreht durch und hielt jeden und jede für einen üblen Nazi, hatte seinen Gerechtigkeitskompass verloren, endgültig nachdem sein geliebter Vater, vermisst, sich ebenfalls als belasteter Nazi herausstellte. Dass die 68er Politspitze sich dann rasch von der Nazivergangenheit ab- und dem USA-Unrecht in Vietnam zuwandte, bis hin zu ungeheuerlich skandalösen Gleichsetzungen, ist eine andere Geschichte.

Das Buch, das ich empfehle, hat den schön doppelsinnigen Titel „Achtung vor dem Bürger„. Rupert Graf Strachwitz hat es geschrieben, und es ist eine Art Ernte von vier Jahrzehnten ehren- und hauptamtlicher Arbeit des Autors in der Zivilgesellschaft, die diesen Namen samt der Herausstellung als eigenes Subsystem (Strachwitz spricht lieber von „Arena“) neben Politik und Wirtschaft erst seit ungefähr der Hälfte der Zeit trägt. Strachwitz, Direktor des Maecenata Instituts für Philantropie und Zivilgesellschaft, Berlin, gehört nicht zu jenen, die vor dem Bürger warnen, sondern im Gegenteil auf 236 Seiten Taschenbuch ein, wie es im Untertitel heißt, „Plädoyer für die Stärkung der Zivilgesellschaft“ halten.

Zivilgesellschaft? Begriff und Anliegen sind in der hiesigen politischen Klasse weitgehend weiße Flecken. Das wurde mir neulich wieder klar, als ich einem Vortrag des von mir geschätzten Nikolaus Blome, Mitglied der Geschäftsführung des SPIEGEL und Leiter der Berliner Redaktion, und die nachfolgende Diskussion verfolgte. Es ging um die Politik der großen Koalition. Blome spricht von Vertrauen, das die Politik reklamiere. Die Regierung sei bei den Bürgern so beliebt wie lange keine und die Kanzlerin toppe das Ergebnis nochmals. Es gebe kein Gefühl von Krise und nur bei Krise verändere sich etwas. Das Wort „Zivilgesellschaft“ fällt am ganzen Abend nicht. Die auch jungen Teilnehmer, ausgestattet mit Eliteanspruch, scheinen dieses Wort nicht zu  kennen und vor allem nicht die Aufforderung aus diesem Konstrukt: „Dann nehmen wir das mal in die Hand und machen Druck. Wir lassen uns von der Politik nicht unsere Zukunftschancen weiter verbauen“, wäre ja die naheliegende Aussage. Nichts davon. Es wurde geklagt und gejammert „über die da oben“ und über die Kanzlerin trefflichst psychologisiert.  Ist die Idee der Zivilgesellschaft mit ihren Merkmalen wie selbstermächtigt, selbstorganisiert, selbstverantwortlich, bottom-up und Funktionen wie Wächter, Themenanwalt usw wirklich noch nicht angekommen? Unterliegen   die Anhänger eines zivilgesellschaftlichen Ansatzes einer gewaltigen Illusion?

Die Rückseite des Strachwitz-Buches  ziert ein Graffitti mit dem Text „Was tut das Volk? Es volkt nicht!“ Das ist eine schöne Steilvorlage für den Verfasser.   Das Studium der 236 Seiten lässt uns an manchen Stellen innehalten und Anschlussfragen stellen. Dies ist ein Vorzug eines Textes: Er scheut nicht vor klaren Aussagen, ja auch nicht vor zornigen Ausfälligkeiten gegen Staatslangweiligkeit („burn-out“) und Staatsanmaßung wie die Einteilung in gute und schlechte Ehrenamtler durch die politische Klasse, aber auch gegen Fehlentwicklungen und Dreistigkeiten innerhalb der Zivilgesellschaft. Strachwitz nimmt konsequent die Position des Individuums ein, das sich nützlich machen will so gut es kann und dabei auf Chancen und Hindernisse stößt.

Der Ausgangspunkt der bundesdeutschen Debatte über Zivilgesellschaft lässt sich markieren: Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hatte einer der führenden amerikanischen Forscher von bürgerschaftlichem Engagement,  Robert D. Putnam, einen Aufsatz unter dem Titel „Bowling alone“  geschrieben, also sinngemäß „Allein im Sportstudio.“ Während der Aufsatz noch diskutiert wurde, bemerkte Putnam eine Veränderung, die im Untertitel des dann gleichnamigen Buches Bowling Alone ihren Niederschlag fand „The Collapse and Revival of American Community.“ Auf einmal war also nicht mehr nur vom Kollaps, vom Zusammenbruch der Gemeinschaft die Rede, sondern auch von deren Wiederbelebung.

Es könnte ja sein, dass beides gleichzeitig passiert. Dann gilt die Aussage, wir  leben in zusammenbrechenden und aufblühenden bürgerschaftlichen Strukturen zugleich so wie wir es im Markt als gegeben und wünschenswert beobachten.  Auch in der Zivilgesellschaft kennt man Schübe. Hatte es um die Jahrhundertwende vom 19. In das 20. Jahrhundert eine Gründerzeit von Vereinen und Initiativen gegeben, Rotes Kreuz, Pfadfinder, Sportvereine, Serviceclubs wie Rotary und Lions usw., so erleben wir hundert Jahre später, eine neue Gründerzeit, dieses Mal von NGOs, Stiftungen, Bürgerinitiativen usw., , on- und offline. Und wieder wird aus den alten Organisationen, ich nenne Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Vereine, über angeblich nachlassende Engagementbereitschaft geklagt, einzelorganisatorisch vielleicht zu Recht, insgesamt zu Unrecht.

Wir sind im Moment weit davon entfernt, die vielen Aktivitäten und Initiativen der Freiwilligen in einer politisch ausgerichteten Bewegung gebündelt zu sehen.

Noch ist die Freiwilligenbewegung weitgehend vereinzelt, Bürgermacht ist nicht organisiert. Im Staat ist die Position zur Zivil- und Bürgergesellschaft uneinheitlich. Zivilgesellschaft wird von unseren Politikern gern gepriesen, wenn man sie weit weg vermutet: in Tunesien oder Südafrika, der Ukraine usw. Aber schon am Beispiel der Ukraine lässt sich verdeutlichen, was PEGIDA gerade hierzulande verdeutlicht: Bürgerbewegungen sind kein Privileg der liberalen oder linken Gruppierungen im Land.

Meinungsstreit und Konfliktbereitschaft  sind zu keinem Zeitpunkt und keiner Konstellation völlig unverzichtbar, will man seinen Beitrag zum Ausbau der Zivilgesellschaft leisten. Es ist dies  ein prächtiges Spielfeld auch und gerade für Alt-68er quer durch die ganze politisch ursprünglich heterogene, aber wertbezogen identisch sozialisierte Generation  auf der Suche nach sinnvollem gesellschaftlichem Engagement. Das kann helfen, dass die Fliehkräfte der Gesellschaft nicht schneller wachsen als das gegensteuernde Bürgerengagement. (wenn es denn gegensteuert; einen Automatismus gibt es nicht)

Bürgerschaftliches Engagement ist nicht der einzige Pfeiler der Zivilgesellschaft, aber ein ganz wichtiger.

Die Visionäre der Zivilgesellschaft  fragen, was die demokratisch geführten Länder den angeblich effizienteren autoritären Systemen als Alternative entgegen setzen können, was, wenn nicht den  Ausbau der Zivilgesellschaft und ein besseres Zusammenwirken von Zivilgesellschaft, Staat  und Wirtschaft? Strachwitz gehört zu diesen Visionären, einer, der den großen Atem hat, aber er ist durch sein lebenslanges Tun auch Pragmatiker und vermeidet unkritisches Gutmenschentum-Gebrabbel. „Zivilgesellschaft ist als Gelingensbedingung von Freiheit und Ordnung erkannt, ein neuer Gesellschaftsvertrag ist angesagt. Wir brauchen dringend eine öffentliche Debatte darüber“, fordert Strachwitz.

Das Hörbuch , drei CDs, 185 Minuten, das ich empfehele, heißt „Quinessenzen, Überlebenskunst für Anfänger.“ Autor und übrigens sehr überzeugender Sprecher in seiner ruhigen argumentativen Art ist Sven Böttcher. Das Hörbuch ist in steinbach sprechende bücher erschienen. Böttcher, Jahrgang 1964, ist schwer erkrankt und er spürt den Wunsch, Dinge, die ihm klar geworden sind, seiner ältesten Tochter mitzuteilen. Das könnte nun ein peinlicher Text sein, irgendwas zum Fremdschämen weil man Interna hört, die nicht interessieren.  Ist Sven Böttcher aber gar nicht. Er ist lebensklug, dabei weder so abgehoben redend, dass nichts falsch sein kann, noch so speziell, dass man den Aussagen keine lange Haltbarkeit bescheinigen möchte. Wie der Autor da die goldene Mitte hält, das ist bewundernswert. Und dass Böttcher auch noch etwas von Naturwissenschaften versteht, und zwar nicht zu wenig, macht die Texte zudem wertvoll, denn dererlei gehört noch längst und vielleicht nie zum Kanon des intellektuellen Rüstzeugs. Allein Vätern, die mal wieder Ratschläge geben wollen und sich fragen, wie sie mit dem Älteren zumeist eigenen Belehrungsdrang begrenzen. sei dieses Hörbuch ans Herz oder besser ans Ohr gelegt. Hier zeigt einer, wie man es machen kann.

 

 

Was ist das denn? Malu Dreyer besucht den Papst und fordert ihn auf, die deutschen Bischöfe aufzufordern, mehr Geld für Flüchtlinge zu geben

02 Dez
2. Dezember 2014

77/Dezember 2014

 

Guten Tag,

Leserbrief Rhein Main Presse ( unveröffentlicht)

Bezug „Dreyer bei Papst: Fonds für Syrer“ vom 11.11. 2014 S.6

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie die Zeitung berichtet, hat die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei einer Privataudienz Papst Franziskus um Unterstützung bei einer deutschen Verwaltungsvorschrift gebeten. Das war peinlich, überflüssig und vielleicht sogar kontraproduktiv. Warum? Es geht um eine Anordnung zum Aufenthaltsgesetz, den Nachzug syrischer Familienangehöriger betreffend, in Rheinland-Pfalz im August 2013 erlassen. In dieser Anordnung wird festgelegt, dass unter bestimmten Bedingungen eine Familiennachzug möglich ist. Zu den Bedingungen gehört, dass die nachziehenden Familienangehörigen zwei Jahre lang dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen. Dafür sollen die syrischen Verwandten hierzulande aufkommen. Klar ist, dass die wenigsten Syrer die geforderten Summen aufbringen können. Da es vor allem um die hochgefährdeten Christen geht, hatte sich Frau Dreyer wohl gedacht, da könnte die katholische Kirche einspringen und der Papst könnte das bei den deutschen Bischöfen bewerkstelligen. Das passiert ja immer öfter, nun also auch beim Familiennachzug: Der Staat beschließt etwas und andere sollen  zahlen. Das ist eine Idee, die eine kritische Diskussion verdient: Rettung nach Geldbeutel?  Andererseits kann diese Regelung auch Ausgangspunkt für lokales bürgerschaftliches Engagement sein. Denn Bürgschaften sind notwendig, Wohnraum muss beschafft werden, Sprachunterricht organisiert und für die laufenden Ausgaben braucht man Spenden.

Unterstellen wir nicht, dass es  Malu Dreyer gar nicht ernsthaft um den Familiennachzug syrischer Christen geht. Aber sollte sie sich dann nicht erst einmal  kundig machen, ob die Hausaufgaben in ihrem Verantwortungsbereich ordentlich gemacht werden, bevor sie zur Symbolpolitik nach Rom ausschwärmt? Täte sie das,  würde sie herausfinden, dass die besagte  Anordnung, die es seit über einem Jahr gibt,  weitgehend bei Betroffenen und Öffentlichkeit unbekannt ist. Warum wohl? Haben staatliche Stellen offensiv darüber informiert?  Schlimmer noch:  Die Ausführungsbestimmungen werden in der Praxis von den Ämtern widersprüchlich und unklar interpretiert. Es wird, so in der Stadt Mainz, blockiert und taktiert.. Die politische Vorgabe „Familiennachzug möglich machen“ wird auf dem Verwaltungsweg praktisch umgedreht in  „Familiennachzug unmöglich machen.“ Das ist ein Skandal, für den die Politik die Verantwortung trägt.

Nehmen wir das Beispiel der  Mainzer deutsch-syrischen Familie Christian und Oarde Rothe. Nach monatelangem Ringen mit einer immer wieder hinhaltenden Ausländerbehörde gelang es vergangene Woche endlich,  nicht zuletzt durch mediale Aufmerksamkeit (Dank an diese Zeitung!),  die ersehnte Familienzusammenführung zu bewerkstelligen und  Geschwister und Mutter von Oarde in Sicherheit zu bringen.

http://newstral.com/de/article/de/962805880/fl%C3%BCchtlingsdrama-endlich-in-sicherheit-und-gl%C3%BCcklich-familie-von-oarde-rothe-ist-in-mainz-angekommen

Rothes haben der Politik nun angeboten, die Erfahrungen mit politisch und administrativ Verantwortlichen aufzuarbeiten und damit für ähnliche Fälle eine zügige Bearbeitung möglich zu machen. Keine Reaktion bisher, weder in Mainz noch auf Landesebene. Der Fall Rothe zeigt auch: Es geht nicht ohne einen Unterstützerkreis. Aber Bürger, jedenfalls in Mainz und Umland, sind bereit zu helfen. Auch Kirchengemeinden, evangelisch wie katholisch, übrigens und ganz von sich aus.

Aus allem folgt: Die Verwaltung soll ihren Job machen, die Bürger machen dann den ihren. Syrische Christen, in ihrer Heimat mit dem Tod bedroht sind und Verwandtschaft  in Deutschland haben, , brauchen unsere direkte fallbezogene Hilfe. Hier liegen ureigenste unerledigte Aufgaben der Politik auf allen Ebenen.  Die sollten angepackt, gelöst und nicht in den Vatikan verschoben werden.

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

Nachtrag 13. Dezember: Die AZ, die den obigen Leserbrief nicht veröffentlichte und es auch nicht für notwendig erachtet, den Verfasser darüber zu informieren (Können sich  Lokalzeitungen in Zeiten des Internets ein solches Überschweigen von Lesermeinungen leisten?), meldete am 12. Dezember „Fonds für Syrer muss warten“. Subüberschrift: „Katholische Bischöfe begrüßen Idee-aber Fragen sind noch offen“ Der Leser fragt sich, was die Botschaft ist. Der Text des Dreispalters liefert keine Aufklärung. Ungeklärt bleibt, wer da mit wem über was gesprochen hat.  Wer „die Bischöfe“ sind, bleibt im Dunkeln. Es soll nun eine Arbeitsgruppe gebildet werden, heißt es. In welcher Besetzung, mit welchem Auftrag, mit welcher Zeitvorgabe? Keine Information. „Aus dem katholischen Büro in Mainz heißt es, das Thema müsse mit mehr Ruhe diskutiert werden, “ heißt es wörtlich in dem Zeitungsbeitrag. Unklar bleibt weiter, worin eigentlich der Beitrag des Landes Rheinland-Pfalz an dem vom Land (respektive seiner Ministerpräsidentin) vorgeschlagenen Fonds besteht. Unklar bleibt, warum die Ministerpräsidentin  als erstes dem Papst von der Idee eines Fonds erzählte und nicht dem hierzulande zuständigen Kardinal Lehmann  oder seinem Nachnachfolger als Sprecher der deutschen Bischöfe, dem Münchner Kardinal Marx. Unklar ist, ob es sich um einen Einzelvorstoß eines mit Verlaub kleineren, finanziell durch in die Binsen gegangene Eigenprojekte finanziell klammen Bundeslandes handelt und warum nicht um eine konzertierte Aktion?  Und wieso hat die Rettung syrischer und irakischer Christen, die vom Tod durch islamisch-sunnitische IS-Milizen bedroht sind und die Verwandte hier in Deutschland haben, eigentlich Zeit? Viele Fragen und der Verdacht von bloßer Symbolpolitik: Politik besetzt ein Thema , damit niemand vorwerfen kann, man kümmere sich nicht darum. Und das ist es dann.

Zum Bericht der Staatskanzlei über den Papstbesuch

http://www.rlp.de/no_cache/einzelansicht/archive/2014/november/article/gespraech-mit-heiligem-vater/

Gründe gegen Bürgerengagement

21 Nov
21. November 2014

76/Nov. 2014

Guten Tag, wahrlich nicht nur überzeugungstaktische Gründe haben mich bewogen, einen Beitrag mit Gründen gegen Engagement zu schreiben. Mich ärgern schlichte Werbephrasen („Engagement macht glücklich“) und vollmundige Sprüche von Machtträgern, die selber ihr ehedem ehrenamtliches Parteiengagement längst in gut bezahlte öffentliche Positionen umgewandelt haben, sich beim Vollzug der übernommenen Pflichten auch stets noch als der gute Onkel oder die gute Tante der Bürgerschaft gerieren (z.B. wenn sie einen sehr kleinen Teil des Steuergeldes für Engagementstrukturen freigeben) und sich wechselseitig für ihre Verdienste (eigentlich nur für ihre Arbeit) Orden umhängen, während die Engagierten mit Urkunden und warmen Worten bedankt und befriedet werden. Das war jetzt ein bisschen polemisch, aber nicht nicht ganz verkehrt, oder? (Ausnehmen möchte ich die nicht wenigen Parteisoldaten, die als einfache Mitglieder Zeit und Geld einsetzen und sich von Freiwilligen in der Zivilgesellschaft nicht sehr unterscheiden. Allerdings ist ihr Beitrag, der Logik der Parteiendemokratie folgend, häufig eher spalterisch als bindend)

Deswegen hier zweierlei:

Erstens der erwähnte Beitrag, der im aktuellen bbe-Jahrbuch in leicht veränderter Form nachzulesen ist, und zweitens der Link auf die Augsburger Erklärung der bagfa zur Situation des Bürgerengagements. Die Erklärung enthält die Forderung, an Bund und Länder , „die Kommunen zu befähigen, Engagementförderung als Pflichtaufgabe wahrnehmen zu können“.

http://www.bagfa.de/fileadmin/Materialien/Augsburger_Erklaerung_19._Jahrestagung.pdf

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 

Neun Gründe, sich im Alter  bürgerschaftlich nicht zu engagieren[1]

Wer sich im Alter nicht bürgerschaftlich engagiert, kann verschiedene Gründe haben. Dass er oder sie dies noch nie gemacht habe, ist aber keine Begründung. Schließlich war fast jeder vierte ältere Engagierte vor dem „Ruhestand“  nicht bürgerschaftlich engagiert[2], steigt also neu ein. Kundige Stellen schätzen das aktivierbare Engagement-Potenzial unter den Älteren nochmals etwa gleich hoch ein.[3]  Damit besteht Anlass, sich mit den Argumenten gegen Engagement zu beschäftigen. Das kann hier nur im Schnelldurchgang passieren. Vertiefung lohnt sich als Ausgangspunkt zur Diskussion um Gegenstrategien.

  1. Zu wenig Wissen

Bei vielen Nicht-Engagierten herrscht Unwissen über die Vielfalt der Engagementfelder.[4] Da der Antrieb, etwas tun zu wollen, meist nur in einem schmalen Zeitfenster besteht, und das Wissen um Beratungs- und Vermittlungsorganisationen wie Freiwilligenagenturen und Seniorenbüros gering ist, wird die Suche oft schon abgebrochen, bevor sie richtig begonnen hat. Grüne Damen und Tafelbewegung prägen das Bild zu stark.

  1. Zu wenig Selbstvertrauen

Eine weitere Gruppe von Nichtengagierten ist deswegen untätig, weil sie sich nichts zutraut. „Was kann ich denn schon?“, fragte eine Frau, die im mittleren Management eines Großunternehmens erfolgreich in der Finanzabteilung gearbeitet hat.

  1. Zu wenig maßgeschneiderte Angebote

Es fehlt an Angeboten, die Menschen direkt auf ihre Fähigkeiten hin ansprechen und gleichzeitig genügend Freiraum zur Ausgestaltung geben. Wie Potential getriggert werden kann, lässt sich exemplarisch an einer Gründungsunterstützung zur Generationen- und Nachbarschaftshilfe in Kommunen des Odenwaldkreises zeigen.  Eine Mitarbeiterin der Diakonie hat mit Hilfe eines Landesprogramms innerhalb eines halben Jahres in fünf Kommunen Nachbarschaftshilfsvereine aus zumeist bis dahin nicht engagierten älteren Mitbürgern gründen helfen[5].  Nur in einigen Bundesländern ( z.B. Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen) gibt es staatliche Unterstützung für Bürgerversammlungen, aus denen heraus entschieden wird, was Bürger tun wollen.

  1. Nicht schon wieder  abhängig arbeiten

Manche potentiell Engagierte befürchten, sie könnten vom Regen des bezahlten abhängigen Arbeitens in die Traufe unbezahlten abhängigen Arbeitens kommen. Dies ist auch einer der Abbruchgründe. Das Personalmanagement von Freiwilligen ist in Großorganisationen im Aufbau. Es ändert aber nur gefühlt  am Prinzip. Eigensinn ist in diesen Orten des bürgerschaftlichen Engagements nicht gesichert.

  1. Wertschätzung ist nicht einklagbar

Wer seine Entscheidung für oder wider Engagement von einer garantierten Wertschätzung abhängig macht, kann enttäuscht werden. Im Gegenteil: Nicht überall ist der Freiwillige willkommen. Auch wenn Unterstützung durch Freiwillige ausdrücklich gewünscht wird, ist damit nicht sichergestellt, dass alle Mitarbeiter unterstützend, aufmerksam und wertschätzend mit den Freiwilligen umgehen[6].

  1. Freiwillige ohne Rechte

Einen Einwand hört man (bisher) selten, obwohl er durchaus Gewicht haben könnte: Wer unentgeltlich zu arbeiten bereit ist, hat weniger Rechte als ein bezahlter Arbeitnehmer.[7] Hier fehlt es an einer Organisation von Ehrenamtlichen für Ehrenamtliche

  1. Gegen Lückenbüßer-Einsatz

Brunnen werden abgestellt, Grünanlagen nicht mehr gepflegt, Büchereien und Schwimmbäder unter dem Druck der kommunalen Verschuldungslage geschlossen. Der Bürger springt ein, schließt die Lücken. Ist das freiwillige Bürgerengagement überhaupt freiwillig? [8]

  1. Bitte keinen Unruhestand

Laut einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Nextpractise im Auftrag der Körber-Stiftung 2013 fühlt sich ein Drittel der Bevölkerung durch die Forderungen staatlicher Instanzen nach Bürgerbeiträgen darin bestätigt, der Staat lasse nun den wohlverdienten Ruhestand zunehmend nicht mehr gelten.[9]

  1. Engagement als Ausrede

Nicht wenige Engagierte klagen über fehlenden Rückhalt durch ihren Partner, dem oder der  der Zeitverbrauch für Dritte  missfällt. Engagierte, die sich selbst kritisch befragen, können mitunter ihrem Partner im Stillen nur recht geben: ihr Engagement lenkt sie moralisch abgesichert davon ab, Wichtiges im Leben angemessen Zeit zu geben. Engagement ist dann die Kür, die vor der Pflicht bewahrt.[10]

Kurzes Fazit

Die Wahlentscheidung des Bürgers muss verteidigt werden, auch wenn sie anders ausfällt als zugunsten von bürgerschaftlichem Engagement, nämlich zugunsten keiner Tätigkeit im Alter [11] oder auch zugunsten bezahlter Arbeit.[12]

Für bürgerschaftliches Engagement sprechen viele Gründe,  die der Leserschaft bekannt sind. Der entscheidende ist so etwas wie reflektierter Egoismus. Für Klaus Dörner bietet  Engagement eine Chance, länger gesund zu bleiben. „Man kann auch durch Unterbelastung krank werden. Die Auslastung scheint zum neuen Gesundheitsideal zu werden. Egoismus und Altruismus gehen hier miteinander über.“[13]  Es ist also richtig und wichtig, dass Potentiale ausgeschöpft und die Menschen an die für sie richtigen  Positionen kommen.

So wichtig es ist, dass der Einzelne in einem sorgfältigen Sondierungsprozess unter Einschaltung professioneller Beratung findet, was generell zu den Sehnsüchten und Gaben dieses Menschen  und speziell in seiner aktuellen Lebenssituation passt, so lässt sich mit Blick auf die gesellschaftliche Situation konstatieren, dass Angebot und Nachfrage auf diesem Weg immer nur teilweise zur Deckung kommen werden. Freiheit der Entscheidung für oder gegen bürgerschaftliches Engagement und wenn ja, für was, hat ihren Preis.

[1]Ergänzter Beitrag für „engagement macht stark!“, Magazin des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement bbe Nr.1/2014 S. 72-75 sowie in: Ansgar Klein, Rainer Sprengel, Johanna Neuling (Hrsg.), Jahrbuch Engagementpolitik 2015, Schwalbach 2015, S.166-169

[2] Siehe: Generali Altersstudie 2013, Frankfurt 2012, S.354: Kaum oder gar kein Engagement vor dem Rentenalter.

[3] 23 Prozent schätzt Bernhard Nacke, Ehrenamtsbeauftragterder Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz.

[4]Lohnend ist ein Blick in die Datenbank der Aktion Mensch. Am Engagemnt-O-Mat kann man leichter Hand eine erste Einschätzung zu seinem Profil erhalten und sich Angebote anschauen. https://www.aktion-mensch.de/freiwillig/engagement-o-mat.php

 

[5]Wer mehr wissen will, googelt Beate Braner-Möhl, Odenwaldkreis, Nachbarschaftshilfe

[6] Vergl. dazu Paul-Stefan Roß, Hilli Tries „Die Kernfrage des freiwilligen Engagements ist die Gewinnung der Hauptberuflichen“ in: Wegweiser Bürgergesellschaft, E-Newsletter 10/2010 vom 28.5.2010,

[7] „Ehrenamtliche genießen auch künftig nicht dieselben Schutzrechte wie Arbeitnehmer“, heißt es in einer Zeitungsmeldung. Und weiter: „ Da das Ehrenamt unentgeltlich ausgeübt werde, könne es nicht mit einem Arbeitsverhältnis gleichgesetzt werden, urteilte das Bundesarbeitsgericht am Mittwoch in Erfurt in einer Grundsatzentscheidung. Ehrenamtliche Mitarbeiter können daher formlos, ohne Angabe von Gründen oder Einhaltung von Fristen, von ihrer Tätigkeit entbunden werden.“ Eine 46 jährige Telefonseelsorgerin aus Chemnitz, langjährig ehrenamtlich tätig, musste von einem Tag auf den anderen gehen, ohne dass ihr die Gründe dafür genannt worden waren. Sie sagt: „Ich wollte, dass man darüber nachdenkt, wie man mit Ehrenamtlichen umgeht. Sie arbeiten schon ohne Geld und haben null Rechte“.

(Berliner Zeitung 30.8. 2012,Az.: 10AZR 499/11)

 

[8] Wer das befürchtet, zitiert die Ministerialverwaltung des für Bürgerengagement federführenden Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend, die im Vorwort der Kurzfassung des  2012 erschienenen  Ersten Engagementberichts davon spricht  „…mitzuwirken sei eine ‚freiwillige Bürgerpflicht‘“  Wie viel Freiwilligkeit bleibt bei einer Pflicht?

 

[9]Unter dem Slogan „Alter neu erfinden „hat die Körber-Stiftung dazu eine 18 seitige Broschüre über die Ergebnisse der qualitativen Studie „Alter: Leben und Arbeit“  und eine zugehörige Netzwerkkonferenz vom 20. Februar 2013 herausgegeben. Darin heißt es: „Nur  für knapp ein Viertel der Deutschen ist erfülltes Alter gleichbedeutend mit Initiative, Leistung und Aktivität.“ Gegen dieses gesellschaftliche Leitbild sei „ bei drei Viertel der Bevölkerung mit Widerstand zu rechnen“. (S.8) Nextpractise clustert vier Alterstypen: kollektiv-solidarisch (34 Prozent), hedonistisch (30 Prozent), aktiv-leistungsorientiert (22 Prozent) und wertkonservativ (14 Prozent)

 

[10]So schrieb uns die vielfach engagierte Ursula Zwanzger: „Ein Motiv für den eigenen ehrenamtlichen Einsatz könnte auch die „Aufschieberitis“ bei einem selbst sein, was ich bei mir feststellte: statt an wichtige Dinge wie das Erstellen von Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht , Testament etc. und vor allem das „Ausmisten“ der eigenen Wohnung zu gehen, nach „draußen“ zu fliehen“. (Mailvom 29. Juli 2014)

[11] In der geltenden Definition gilt Familienarbeit, wie die Pflege von Angehörigen, bekanntlich nicht als Freiwilligenarbeit.

[12] Wer bezahlter Arbeit nachgeht, ist auch für unbezahlte zu haben. Die Vermutung, dass Ältere jenseits der Pensionsgrenze mit bezahlter Arbeit aufgeschlossener gegenüber Anforderungen zu unbezahlter Arbeit sind als Generationsgenossen, die gern bezahlt arbeiten würden, aber nichts finden, kann in Ermangelung von entsprechenden Daten nicht belegt werden. Die Frage, unter welchen Voraussetzungen und in welchen Grenzen Freiwilligenarbeit bezahlt werden sollte, wird heiß diskutiert. Verwiesen sei auf Veröffentlichungen der Darmstädter Hochschullehrerin Gisela Jakob.

[13]Klaus Dörner im Interview „Fürs Helfen ansprechbarer geworden“, in: Deutsches Ärzteblatt, Heft 5/2014 S. A 168

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Sind die Verbände in Brüssel effizient?

13 Nov
13. November 2014

Rundbrief 75/ November 2014

Guten Tag,

ich habe mit Jan Eggert, Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e.V. (AVE) für den Verbändereport (8/2014)  gesprochen.  Der sagte, was nicht jeder Geschäftsführer eines Verbandes so formulieren würde: „Der interessierte Mensch auf der Straße möchte mehr Transparenz und mehr Mitsprache haben“.  Darauf müssten sich Politik und Verbände einstellen, fordert er und redet mit Greenpeace und Oxfam über Mindeststandards bei der Produktion von Waren für Deutschland. Ich meine: Eggert setzt Maßstäbe für den Leistungsanspruch an Verbandsmanager. Aber lesen Sie selbst:VR Eggert

Mit besten Grüßen

Henning v. Vieregge

 „Wir haben wenig Flops“ – AUMA sichert Messequalität

31 Okt
31. Oktober 2014

Beitrag Nr.74/2014

Guten Tag, hier der Vorspann zum Interview. Es soll anreizen, das Interview aus dem VerbändeReport Nr. 7/2014 zu lesen.

Der Auma ist ein speziell deutsches Konstrukt als eigenständiger Auftragnehmer des Bundeswirtschaftsministeriums in Sachen Außenwirtschaftsförderung durch Messebeteiligung.

In anderen Ländern übernimmt der Staat diese Aufgabe selber. Und wie ist
die deutsche Bilanz? Was müssen Verbände beachten, die für ihre Mitglieder zum Thema Messe aktiv werden wollen? Und wie schützt sich der einzelne Aussteller vor Flops? Was passiert mit Verbänden, die die Meinungsbildungshoheit in ihrer Branche verlieren?

Henning von Vieregge traf AUMA-Geschäftsführer Dr. Peter Neven im Verbandshaus in Berlin.

Mit freundlichen Grüßen
Henning v. Vieregge

VerbR Auma Neven

 

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