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Brief 39/2013 Schreibzimmer für Jungautoren im Frankfurter Literaturhaus

28 Jan
28. Januar 2013

Liebe Leserin, lieber Leser

Wenn Sie eine garantiert spannende Lesung junger Schriftstellerinnen und Schriftleser erleben wollen, notieren Sie sich den 19. Februar 2013, 19.30 h (Uhrzeit nochmals überprüfen) Literaturhaus Frankfurt. Da wird vorgelesen, was im Projekt Schreibzimmer entstanden ist. Über dieses Projekt lesen Sie unten stehend. Wenn Sie weiter lesen, kommen Sie an mein Vorwort zur Dokumentation der Texte, die am 19. 2. verkauft wird. Vielleicht macht es Sie noch neugieriger.

Mit herzlichen Grüßen

Henning von Vieregge

Was ist das Schreibzimmer?

Eine Schreibwerkstatt für Jungautoren. Jedes Jahr kommen im Literaturhaus schreibbegeisterte Jugendliche zusammen, um unter professioneller Leitung und unter Gleichgesinnten literarisches Schreiben zu erkunden und an eigenen Texten arbeiten. Gearbeitet wird in zwei Gruppen, einmal Prosa, einmal Lyrik. Die Werkstattleiter wechseln, sind aber immer Schriftsteller. Am Ende gibt es nicht nur eine Anthologie mit Lyrik und Prosa aus dem Schreibzimmer, sondern auch eine öffentliche Abschlusslesung im Literaturhaus. Ehemalige des Schreibzimmers treffen sich weiter im Jungautorenkollektiv sexyunderground.

Was kostet der Spaß?

Nichts! Die Teilnahme ist kostenlos. Einzige Einschränkung: Wer nicht aus Frankfurt kommt, muss sich selbst um Anreise und Unterkunft kümmern.

Wer kann teilnehmen?

Alle Schreibenden zwischen 14 und 18 Jahren (bis 2010 für 16-19-Jährige). Für die Teilnahme ist eine einfache Bewerbung mit kurzen Textproben notwendig. Wer nicht aus Frankfurt oder Umgebung kommt, sollte eine Unterkunft in Frankfurt haben.

Wann findet was statt?

Im Juli bzw. August wird das Schreibzimmer ausgeschrieben. An drei Wochenenden im Herbst trifft sich dann das Schreibzimmer im Literaturhaus. Die öffentliche Abschlusslesung findet am Dienstag, 19.Februar im Literaturhaus Frankfurt, Schöne Aussicht2, 60311 Frankfurt, 19.30 Uhr statt.

Vorwort

Ein Hammer-Zitat als Einstieg über das, was Kunst, also auch Schreibkunst, wie sie hier auf den folgenden Seiten zu lesen ist, ist und kann:

„ Menschen brauchen Referenzräume, die Phänomene erklären, Perspektivwechsel erklären, Sinn stiften oder den Himmel aufreißen für Visionen. Das kann Kunst“

Das schrieb kürzlich der Vorstand der Herbert-Quandt-Stiftung, Dr. Christoph Eichert, seinerseits als Vorwortschreiber einer Broschüre der Stiftung zur zentralen Rolle der Kultur im Bemühen Mecklenburg-Vorpommerns, Menschen in diese Region zu bringen und sie dort zu binden. Hier geht es auch um bringen und binden: Junge Menschen, die gern Prosa oder Lyrik schreiben, sollen in ihrem Tun durch fordernde Förderung ermutigt werden, damit sie bei uns das bewirken, was im Eingangszitat der Kunst zugetraut wird. Treiber vom Schreiben-Wollen kann Generativität sein, also der Wunsch, dass von einem etwas bleibt. Natürlich gibt es auch andere Treiber. Kreativität, die sich in Worten Bahn bricht, ist ein anderer. Die Bereitschaft, aber auch die Freude an der Anstrengung gehören ebenfalls dazu, vergleichbar mit der Bergsteigerin, die sich ein Ziel setzt und es am Ende einer großen Mühe erklimmt. An die Grenzen zu gehen, vielleicht sogar über die bisher für einen selbst gültigen hinaus, das schafft jenes Gefühl, das man Flow nennt, ein strömendes Glück. Das Schreibzimmer ist als Prozess mit Trainer, Kollegen und knappem Zeitbudget bis zur Fertigstellung, angelegt. Es gibt Kritikschleifen und den öffentlichen Vortrag und nun das gedruckte Wort, das überdauert. Auch das alles sind nicht für jede und jeden kleine Hürden.

Insgesamt hat dieses Projekt wie jedes Engagement fünf verschiedene Wirkungsebenen. Ich will sie in Form von Fragen benennen:

  1. Was macht das Texten mit mir?
  2. Was ist die Wirkung beim Rezipienten?
  3. Verändert das Projekt Schreibzimmer die Institution Literaturhaus?
  4. Entfaltet das Projekt Wirkung in den nachbarschaftlichen Raum hinein? (Zum Beispiel: Verändert er meine Schule, meinen Lehrer, mein Frankfurt, die Sponsoren etc.)
  5. So wenig ein einziges Projekt den Weltlauf ändern kann, geht es in die richtige Richtung?
  1. Zu 1) werden die Teilnehmer ihre individuellen Schlüsse ziehen. Wer weiter schreiben will, kann dies tun. Das Wunderbare an der rasanten technischen Entwicklung der letzten Jahre ist, dass jede und jeder für kleines Geld die eigenen Texte publizieren kann. Und wenn, wie in den Vorjahren immer mal wieder geschehen, die Teams in Fühlung bleiben: umso besser.
  2. Zu 2) können wir nur spekulieren,
  3. zu 3) äußert sich der Chef des Literaturhauses und
  4. zu 4) kann ich aus Sicht der beteiligten Rotaryclubs festhalten: Wir sind sehr stolz darauf, die Idee zu diesem Wettbewerb gehabt zu haben. Das ist gleichzeitig die Antwort auf die Frage
  5. unter 5): Kreatives kulturelles Arbeiten kommt an den Schulen zu kurz. Wenn an den Schulen geändert wird –und das geschieht oft und stets bundesweit unabgestimmt, am liebsten gegenläufig- führt dies leider nicht zum Ausbau der kreativen Anteile im Schulangebot, eher zum Abbau. Die Lobby für Fächer wie Musik und Kunst und kreative Räume in anderen Fächern ist zu schwach. Selbstkritisch, sofern Wirtschaftsangehörige betroffen sind, müssen wir konstatieren, dass wir uns nicht dagegen wehren, wenn die Repräsentanten der Wirtschaft sich in ihren Forderungen genau wie offenbar alle anderen eher an überprüfbaren Leistungen orientieren. Sollten wir nicht aus diesem Projekt lernen und mithelfen, Schule mehr Räume für kreatives, kunstsinniges Arbeiten zu öffnen?

Der Dank geht an alle Beteiligten.

Dr. Henning von Vieregge (RC Alte Oper Frankfurt) für die beteiligten Frankfurter Rotary Clubs

Brief 38/2012 2017, Die neue Reformation von Fabian Vogt

17 Dez
17. Dezember 2012

Hat Glauben noch revolutionäre Kraft?

2017, Die neue Reformation von Fabian Vogt, Adeo Verlag, Asslar 2012

Die Neue Reformation

Guten Tag,

im neuen Jahr soll alles besser werden, das ist doch klar. Aber wie macht man die Kirche besser? Fabian Vogt, Pfarrer, Liedermacher, eine Säule von Duo Camillo und Geschichtenerzähler,  weiß, wie. Und er hat seine Empfehlungen in einen Roman verpackt. Paulus, Luther und ein junger Vikar sind dabei. Lesen Sie dazu meine Rezension:

Leseprobe: Die neue Reformation von Fabian Vogt

Liebe Leserin, lieber Leser,
Vorhersagbar ist Folgendes: Am 7. Juni 2015, einem Sonntag, wird es bei der Rückfahrt vom Stuttgarter Kirchentag garantiert Dialoge geben, die in etwa so gehen:

  • „Und? Was nun? Schließen wir nun auch einen Bund zur Erneuerung unserer Kirche oder fehlt Euch der Mumm?“
  • „Wer macht den ‚Christian‘?“
  • „Haben wir einen ‚Matze‘? Wo ist ‚Friederike‘?“

Wer dann ratlos guckt, hat echt was verpasst: Er/Sie hat den (bis dahin mit Sicherheit viel diskutierten) Roman von Fabian Vogt „2017 – Die neue Reformation“ nicht gelesen. Sonst würde er Christian von Haewen, Jahrgang 1990, seine Freundin Friederike und seinen kongenialen Partner Matze kennen, die just bei dieser Rückfahrt vom Kirchentag beschlossen haben, ihr Gemeindeleben so umzumodeln, dass immer Kirchentag ist: eine Kirche, die Freude macht und nicht langweilt. 2017 kam dann nach zweijähriger Reformerfolglosigkeit der überraschende Durchbruch mit 95 Thesen zur Erneuerung der Kirche, ganz im Stile Martin Luthers ein halbes Jahrtausend zuvor. Frisch, fromm, fröhlich, frei gingen die jungen Leute ans Werk, den durchschlagenden Erfolg besorgten dieses Mal nicht Cranach und Gutenberg, sondern Matze und Faithbook. Nun: Wer es wagt, im Inhalt zu fromm und in der Form zu frech zu sein, riskiert es, seine Kirchenoberen zu verprellen und am Ende, so ergeht es dem Jungreformator Christian von Haewen, durchaus zunächst gegen seinen Willen und zu seiner Verwunderung, aus der Erneuerung eine Neugründung zu machen, aus der Evolution eine Revolution. Aber das alles wäre bestenfalls Stoff für ein nettes „Christenträumerbuch“ geworden, ein „Was-man-alles-tun-könnte-wenn-man-es-denn-täte-Buch“.

Fabian Vogt aber bringt Spannung und Tiefgang in sein Thema durch Zeit- und Ortverschiebung: Das Buch spielt im Jahr 2042 überwiegend in Griechenland. Wir sind im 25. Jahr nach Gründung der „Lebendigen Kirche“ (LK). Der Reformator soll zu diesem Anlass eine Rede halten und ist komplett ratlos. War sein Werk gut? War es Gottes Wille? Er reist zu seinem alten Freund und Lehrer Gregor, den Lebenswirren an die türkische Küste verschlagen haben. Das Fischerdorf Dalyan liegt neben dem Ausgrabungsort Alexandria Troas , und, bibelfesten Lesern dämmert es, das ist genau dort, wo den Apostel Paulus Jammer und Zweifel ob der scheinbaren Erfolglosigkeit seiner Missionsarbeit packten. Bis er Gottes Ruf vernahm, er solle übersetzen nach Mazedonien und dort, auf dem europäischen Festland, sein Werk fortsetzen. „ Da wollen wir jetzt auch hin“, sagte der eine Zweifel- Zausel zum anderen Zweifel- Zausel, Christian zu Gregor, zweitausend Jahre später. Und der besorgt schließlich bei der attraktiven Türkin Nilgül ein Boot, und schon haben wir den schönen Start einer Liebesgeschichte. Denn Nilgül bleibt dran. Und dann gibt noch jemanden, einen, der Christian nach dem Leben trachtet, während die kleine Reisegruppe im heutigen Kavela, damals Neapolis, landet und sich auf den langen Weg nach Korinth macht, so wie vordem Paulus auch. Der kluge Gregor beschreibt die Reise so, dass wir am liebsten die Koffer packen und nachreisen möchten, während Reformator Christian der neugierigen Nilgül die 25 Jahre Geschichte seiner Kirche im Schnelldurchgang erzählt. Mit dem intelligenten und kurzweilig zu lesenden Einsatz verschiedener Stilmittel übrigens: vom Protokoll einer Besprechung zwischen Oberkirchenräten und dem aufmüpfigen Vikar Christian, über ein Günter Jauch-Interview mit dem jungen Kirchengründer, einer Präsentation einer soziologischen Dissertation über die neue Bewegung, bis zu einem mokanten SPIEGEL Artikel lernen wir die „Lebendige Kirche“ von allen Seiten kennen, durch Erfolge und Krisen.

Wird der Reformator überleben? Wird er sich zur Liebe mit Nilgül bekennen? Und vor allem: Was lernt er auf dieser Paulus-Reise für seine Zwischenbilanz zur neuen Kirche? Wir verraten hier das Ende des Romans nicht. Nur so viel: Der theologische Paulus-Fan kommt ebenso wie der Kirchenverzweifelte auf seine Lese-Kosten. Aber auch alle jene, die Gott auf ihrer persönlichen Agenda überhaupt nicht mehr stehen haben oder auch jene, die Lust auf eine spannende Geschichte haben von einem, der auszog, die Welt ein bisschen lebenswerter zu machen: Ihnen allen ist „2017“mit Nachdruck zu empfehlen. Fabian Vogt, dem Theologen, Kabarettisten („Duo Camillo“) und Künstler, ist ein großes Buch gelungen. Es sollte im Vorfeld von 2017 an möglichst vielen Orten öffentlich gelesen werden. Martin Luther hätte seine Freude dran.

Mit herzlichen Grüßen
Henning von Vieregge

Brief 37/2012 15 Thesen zum Silver Patchwork-Life

07 Dez
7. Dezember 2012

Was Hörer zum Ruhestand interessiert,15 Thesen zum Silver Patchwork-Life, Langsam, leise und respektvoll

LLR – eine Formel für die Zivilgesellschaft

Geschenketipp: Mein Buch jetzt auch elektronisch

Liebe Leserin, lieber Leser,
Die IGS Landau hat ihr Leitbild auf drei Begriffe gebracht, nach denen das Zusammenleben in der Schule gestaltet werden soll: LLR. LLR steht für langsam, leise und respektvoll.

Eine Sendung des SWR 2 Reihe Tandem hatte diese Qualität. Es ging am 29.11. 2012 um das Thema „Engagement Älterer“. Ich war der eingeladene Experte, Hörer konnten anrufen. Nimmt man noch das am Morgen gesendete Feature (auch abrufbar) „Unruhestand“ dazu, kann man nur feststellen: So kann öffentlich-rechtliches Radio sein.

Audio: SWR2 Tandem „Was kann ich Sinnvolles im Ruhestand tun“

Nochmals zur LLR-Formel: Die könnte auch als Ratschlag bei Übergängen stehen: Nimm Dir Zeit, sowohl für die Trauer, den Blick rückwärts, auch für die Suche nach dem, was an die Stelle des Verlorenen tritt. Gewöhne Dich daran, dass Du, wenn Du aus Deiner Arbeit ausscheidest, in Zukunft leiser wahrgenommen wirst; mache eine Tugend daraus. Und schließlich: Gehe mit Dir respektvoll um. Und natürlich auch mit Deinen Nächsten. Sie rücken nun näher, das ist auch für geübte Beziehungen eine Herausforderung.

Was man sonst noch für den Übergang aus der Vollbeschäftigung in den Übergangszustand, der zumeist mit dem Verlegenheitsbegriff „Unruhestand“ bezeichnet wird, feststellen kann, habe ich neulich für eine Tagung in Mainz in 15 Thesen aufgeschrieben. Sie sind Destillat aus meinem Buch „Der Ruhestand kommt später“. Das liegt übrigens bei Amazon jetzt auch in elektronischer Fassung vor.

Hiermit möchte die 15 Thesen zur Diskussion stellen:

  1. Die Zuschreibung „verdienter Ruhestand“ verliert an Attraktivität. Wer sie verwendet, gerät in den Verdacht, sich einer antiquierten Tröstungsformel zu bedienen, deren wahre Botschaft lautet, der Angesprochene solle aus der Arbeit gehen und sich nicht mehr einzumischen.
  2. Die Erkenntnisse der Alternsforschung („Körperliche, geistige und soziale Beweglichkeit halten fit.“) erreichen die Betroffenen und bestimmen deren Handeln; das historische Neue – Stichwort Drittes Lebensalter- wird erkannt und bestimmt das Handeln.
  3. Der pure Ruheständler verliert an Prestige. Je mehr sogenannte Ruheständler etwas tun, bezahlt und/oder unbezahlt, je mehr fällt der auf, der nichts tut. Was gestern Mainstream war, ist morgen Randerscheinung.
  4. Der Wunsch, weiter tätig bleiben, breitet sich aus. In den USA spricht man von Encore Career. Aber: Die Zweit-Karriere soll sich von der ersten unterscheiden. Sie soll sinnvoll sein. Sie soll nicht durch den Tunnelblick, der nach häufiger Selbsteinschätzung notwendige Konsequenz einer erfolgreichen Berufsausübung war, bestimmt sein.
  5. Ich nenne dieses Konzept „Silver Patchwork-Life“. Bezogen auf Arbeit hat es bezahlte, teilbezahlte und unbezahlte Teile; Mix befruchtet, Work-Life Balance in Kommunikation.
  6. Der Arbeitsmarkt für Ältere („silver worker“) kommt in Bewegung und kann bewegt werden.
  7. Die Generation, die jetzt aus der Vollbeschäftigung ausscheidet, ist geschichtsverwöhnt; ihr berufliches Leben war bruchlos erfolgreich. Sie ist somit in besonderer Weise für eine Encore Career geeignet , tut sich aber praktisch oft erstaunlich schwer; direkte Ansprache, Ermutigung und Übergangstraining sind hilfreich.
  8. Verabschiedungen klappen meistens, Abschiede selten. Übergangsschmerzen (Ab- und Umrüstaufgaben) sind zumeist unvermeidlich. Die Bindung an das Leben lockert sich durch den Wegfall des Sinngebers Bezahlarbeit. Es fehlt nun an Stimmigkeit. Erst wenn die Bindung neu begründet ist, ist der verletzbar machende Unruhestand überwunden.
  9. Statusängste sind für viele Arbeitnehmer im Übergang bedrängender als materielle Sorgen und die Furcht, im nun selbstorganisierten Alltag zu scheitern. Der Arbeitsverlust ist als Schmerz über Beziehungs- und Zuwendungsverluste fühlbar. Das Thema ist aber tabubehaftet.
  10. Den Unruhestand kann man unterdrücken („Es hat sich eigentlich nichts geändert“) oder zulassen. Im zweiten Fall führt bei positivem Verlauf die Integration des Neuen in eine nach einem Veränderungsprozess gefundene neue Struktur; das braucht Zeit.
  11. Empathie und Generativität sind wichtige Treiber des Lebens. Das Menschenbild des homo oeconomicus gerät immer stärker in empirisch fundierte Zweifel. Es gibt „philanthropische Impulse“ (Strachwitz), neben dem privat und beruflich bestimmten Leben auch ein philanthropisches, mit schwimmenden Grenzen zum familialen.
  12. Das Konzept „Gewonnene Jahre, gewonnene Lebensqualität“ muss formuliert, gewollt und dann erstritten werden. Es schließt in seiner Botschaft von der Balance zwischen privatem, beruflichem und philanthropischem Leben als Bedingung gelingenden Lebens die jüngeren Jahrgänge ein, setzt aber bei den Älteren an.
  13. Unternehmen bremsen durch Diversity Management für Unternehmen und Mitarbeiter  gleichermaßen unerwünschte Cooling Out Prozesse . Indem die Führung frühzeitig mit den Mitarbeitern Arbeits- und Lebensperspektiven auf den Prüfstand stellt, schaffen sie individuell ausgestaltete Übergänge, bei denen beide, Unternehmen und Mitarbeiter, gewinnen.
  14. Unternehmen nutzen die Chance, CSR- und Volunteering-Aktivitäten mit den Interessen von Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern zu verknüpfen. Dies stärkt die Arbeitsproduktivität und zudem die Reputation des Unternehmens als empfehlenswerter Arbeitgeber.
  15. Gute Planung einer dreifachen Karriere (privat, beruflich, philantropisch) sollte in der Lebensmitte (45-50) intensiviert werden. Es geht um Optionen wie breitere Aufstellung im Beruf und über die Berufsränder hinaus, die Mach- und Wünschbarkeit einer encore career und sinnerfülltes Leben bis zu seinem Ende. Es ist sinnvoll, sich auf ein langes Leben (Schlagzahl 100) einzustellen.

Quelle: Thesen beim 18. Symposium zur Betrieblichen Gesundheitsförderung „Altersgerechtes Arbeiten im Rahmen des demografischen Wandels“ AG Silver Patchwork-Life, Persönliche und betriebliche Konsequenzen aus einem neuen Lebenskonzept Mainz 29.11. 2012

Mit herzlichen Grüßen
Henning von Vieregge

Brief Nr. 36/2012 Sprüche zum Hundertsten

22 Okt
22. Oktober 2012

Am überzeugendsten ist sein optimistischer Lockruf, neue Wege zu wagen, wenn Exmanager vom emotionalen Gewinn der silbernen Jahre berichten.

So urteilt die Buchautorin Bettina von Kleist in Psychologie heute/Nov. 2012 unter der Überschrift „Manager in Rente“ über mein Buch. Die vollständige Rezension finden Sie unter Leserstimmen. Auf dieser Linie liegt das Schlußkapitel „Was ich meinen Freunden zu meinem 100. Geburtstag sagen möchte.“ Via Facebook hatte ich zu weiteren Beiträgen eingeladen. Ulrike Krämer, Ulli Haller und Stefan Pufe haben sich geäußert.

Ulrike Krämer hat geschrieben: „Hundert Freunde waren an meiner Seite, hunderte von Geschichten säumten unseren Weg, jeder von Euch hatte Bedeutung für mein Leben, hat es beeinflusst , interessanter gemacht. Keinen von Euch möchte ich missen. Mancher ist nicht mehr dabei, der heute gerne hätte hier sein sollen.“

Stefan Pufe hat geschrieben: „Kann ich bitte mal Feuer haben?“ Wahrscheinlich fällt es vielen Menschen einfacher, in ihrer Phantasie drei Jahrzehnte zurück zu gehen.

Ulli Haller hat geschrieben: „Nun habe ich Euch dummerweise alle überlebt und stehe allein hier … Skol!“

2024 werden die letzten Babyboomer siebzig. Wie soll bis dahin das Leben gelaufen sein? Einfach so weiter? Wie soll das gehen? Und was soll bis dahin gesellschaftlich passiert sein? Von allein? Der Optimismus vergeht mir etwas angesichts des Verhaltens staatlicher Stellen, insbesondere vieler Kommunen.  „Pleite und unterbesetzt“, heißt es allenthalben. Noch nie waren die Steuernahmen in der Bundesrepublik so hoch. Gibt es einen gesetzmässigen Zusammenhang zwischen der Höhe der Staatseinnahmen und der  Ineffizienz staatlicher Stellen?  “ Wir bemühen uns, Ihre Anfrage im Rahmen der gesetzlichen Fristen zu bescheiden“, lautet ein Zwischenbescheid einer Baubehörde auf eine Anfrage. Würde der Bürger im Umgang mit dem Staat dererlei Formulierungen verwenden, gäbe es schwer einen auf die Untertanenmütze.

Dass man mit der gleichen Beschäftigtenzahl bei veränderter Organisation deutlich mehr Effizienz erreichen kann, zeigt das Beispiel der IHK Leipzig. Mit Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Hofmann habe ich für den VerbändeReport gesprochen. (in Nr. 6/12 „Der Vertriebsgedanke ist recht neu“). Daran sieht man: Es geht eben doch, auch bei einer Kammer, und warum dann nicht bei staatlichen Stellen? Brauchen die Lock- oder Weckrufe? Auf jeden Fall ist der Bürger gefordert, denn die Parlamente, reich bestückt an Beschäftigten aus dem Staat, räumen die immer größeren Unterschiede an Absicherung im Job und nach dem Job zu den Beschäftigten der Wirtschaft keineswegs freiwillig weg. Wenn aber der demografische Wandel zur Chance werden soll, muß genau das geschehen. Und zwar bald.


Download Artikel VerbändeReport 06/2012 (PDF)

Brief Nr. 35/2012: Elisabeth Diederichs hundertster Geburtstag 2044

21 Sep
21. September 2012

Elisabeth Diederichs Text ist der dritte Gastbeitrag bei den Briefen. Die Bremerin hat aufgeschrieben, was sie an ihrem hundertsten Geburtstag 2044 sagen will. Das Seniorenheim in Langeoog hat sie sich schon angeschaut. Meine Generation möchte auch die Hochalterigkeit, so gut es geht, zu gewonnenen Jahren gestalten. Jetzt ist Elisabeth Diederichs, mit fünf Geschwistern aufgewachsen, selber drei Kinder, noch vielfach engagiert: musikalisch, als Lesepatin, in einer Tafel für Obdachlose. als Coach für pflegende Angehörige. Wer die anderen Texte rund um den hundertsten Geburtstag nachlesen will, blättere zurück auf Brief 31 zu den Texten Wiesbadener Schüler, zu Brief 25 zum Berliner Autor und Kommunikationsexperten Jens Kegel und zu meinem Text (deutsch Nr. 24, englisch Nr. 21), gleichzeitig Schlusskapitel des Buches „Der Ruhestand kommt später“. Leserinnen und Leser dieser Texte, die sich inspiriert fühlen, ihrerseits eine Rede zu ihrem Hundertsten aufzusetzen, sind herzlich eingeladen, sie für diese Website zuzuschicken.


Download Elisabeth Diederichs Rede Geburtstag 2044 (PDF)

Brief Nr. 34/2012: Un-Rentner lernen durch Engagement (Beitrag)

30 Aug
30. August 2012

Die Überschrift soll, wir alle lernen von der BILD Zeitung, in den Text ziehen.

Auf dass es dort die Erklärung gibt, aber ein bisschen dalli. Also: „Un-Rentner“ mit dem Untertitel „Manager im Ruhestand“ ist eine Erfindung der Redaktion Manager Seminare zu einem Beitrag von mir über just die Zielgruppe (in Heft 173/2012, der Beitrag ist als pdf-Datei beigefügt).

Der andere Teil der Überschrift erklärt sich aus der Werkstatt Universität und Zivilgesellschaft, die ab 9. Oktober im 50 Plus Angebot der Gutenberg-Universität Mainz in die dritte Runde geht. Erklärtes Ziel der Werkstatt ist der Aufbau eines Service Learning Angebots für die älterem Studierenden. Service Learning heißt „Lernen durch Engagement“. Es geht darum, bei bürgerschaftlichem Engagement Erfahrungen zu sammeln und diese gemeinsam auszuwerten. Praxisplätze werden mit Vorrang innerhalb der Universität selber gesucht. Was die Werkstatt sonstnoch macht und wann sie tagt, ergibt sich aus dem Link zur Werkstatt Universität und Zivilgesellschaft.

Neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind willkommen. Was ich sonst noch treibe, läßt sich unter Referenzen verfolgen.

Mit herzlichen Grüßen

Henning von Vieregge

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